Sauna meets Music: Interview mit Tarja Turunen

Sauna meets Music: Interview mit Tarja Turunen

Anlässlich des Saunawassermarathons hatten Jana Stegbauer von der Deutsch-Finnischen Gesellschaft (DFG) Sachsen-Anhalt und Inken Paletta von der DFG Hessen im Vorfeld des ROCKHARZ Open Air in Ballenstedt die Möglichkeit ein spannendes Interview mit Tarja Turunen zum Thema „Sauna meets Music“ zu führen. Lest hier in einem Auszug, was die Sauna für Tarja Turunen bedeutet – von Kindheitserinnerungen bis Entspannung nach einem Auftritt.
Das ganze Interview in voller Länge mit Fragen zu Tarjas Musik findet ihr auf der Website der Deutsch-Finnischen Gesellschaft: hier entlang.
Inken:
Moikka Tarja, schön Dich kennenzulernen und nett von Dir, dass Du Dir vor Deinem Live-Gig beim ROCKHARZ Open Air in Ballenstedt die Zeit genommen hast, mit uns über die Sauna und den Einfluss der Sauna auf Deine Musik zu sprechen.
[…]
Jana:
Jetzt kommen wir zu den Saunafragen. Gehst Du auf Tour auch in die Sauna, um etwas zu entspannen und ein Bisschen zur Ruhe zu kommen?
 
Tarja Turunen:
Auf Tournee in Finnland war ich bereits oft in der Sauna, zum Beispiel immer, wenn ich im Dezember eine Weihnachtskonzerttournee hatte. Meistens geben mir die Hotels in Finnland auch immer ein Zimmer mit einer Sauna. Das ist echt toll! Denn nach einem Konzert, wenn es draußen kalt oder sehr kühl ist, gehe ich gerne in die Sauna. Natürlich sind die finnischen Kirchen sehr gut geheizt, aber in Mitteleuropa trete ich meistens bei eisiger Kälte auf. Da wäre es ein echter Segen, nach einem Konzert in die Sauna gehen zu können. Aber bisher war das nur auf Tournee in Finnland möglich.
Inken:
Ich nehme an, du hast eine eigene Sauna zu Hause. Gibt es deiner Meinung nach einen Unterschied zwischen einer elektrischen und einer traditionellen, finnischen Sauna?
 
Tarja Turunen:
Klar haben wir eine Sauna in unserem Haus, auch in unserem Sommerhaus in Spanien. Die Sauna stand immer auf unserer Prioritätenliste, wenn wir ein Haus gebaut haben. Das gilt übrigens auch für meinen Mann, der zwar Argentinier ist, aber selbst gerne in die Sauna geht. Auch unsere Tochter liebt die Sauna. Wir haben hier zu Hause eine elektrische Sauna, die eben einfacher zu bedienen ist. Aber natürlich macht es einen Unterschied, wenn man in eine sehr schöne holzbeheizte Sauna geht. Die Hitze dort ist schwüler bzw. feuchter, als in einer elektrischen Sauna. Das ist wirklich schön. Als Kind war ich auch einmal in einer Rauchsauna, das war natürlich auch eine interessante Erfahrung!

Der Saunawassereimer wird zum Festival chauffiert (c) Jana Stegbauer

Inken:
Hast du einen Lieblingsduft in der Sauna? Ist es dieser typische Naturduft wie Birke oder Blaubeere? Ich frage, weil es in Deutschland auch exotische Saunadüfte wie Kaffee gibt, die definitiv nicht typisch finnisch sind.
 
Tarja Turunen:
Oh, ich habe eine riesige Sammlung an Saunadüften! Wir haben alle Arten von Zitrusdüften zu Hause wie Orange oder Zitrone aber auch sehr finnische Saunadüfte wie Salmiakki, Glögi oder Terva. Und dann gibt es natürlich noch Baumdüfte wie Koivu, also Birke oder auch Kiefer. Meine Tochter liebt es, die Saunadüfte auszusuchen. Jedes Mal, wenn wir in die Sauna gehen, entscheidet sie, welcher Duft als nächstes kommt. Ich selbst bevorzuge die echten finnischen Düfte wie Terva (Teer) oder Koivu (Birke), und manchmal, wenn ich mich erkältet habe oder ich mich krank fühle, atme ich gerne auch Eukalyptus. Aber im Allgemeinen liebe ich die klassischen Düfte.

„Ohne Sauna würde ich mich nur wie eine halbe Finnin fühlen!“

Jana:
Vervollständige den folgenden Satz „Ohne Sauna …..
 
Tarja Turunen:
Ohne Sauna? Wow…. Ich glaube, da gibt es kein Leben (lacht), und ich würde mich nur wie eine halbe Finnin fühlen! Erst mit einer Sauna bin ich eine komplette Finnin, denn für eine Finnin ist es immer sehr wichtig, eine Sauna zu Hause zu haben, auch wenn man wie ich im Ausland lebt. Als ich in Buenos Aires lebte, hatten wir eine Wohnung mit einer klitzekleinen Sauna. Keiner meiner Freunde hatte eine Sauna in Buenos Aires, aber wir schon. Und ich hatte einige finnische Freunde, die mich jedes Mal fragten, ob sie in die Sauna gehen können, wenn sie mich besuchen kommen. (Lachen)
Inken:
Was gefällt Dir am meisten an der finnischen Saunatradition? Ist es die Entspannung oder eher der kulturelle Aspekt?
 
Tarja Turunen:
Ich mag es, dass sich meine Haut nach der Sauna wie Babyhaut anfühlt. Ich fühle mich danach so sauber. Für mich und auch für andere Finnen ist die Sauna eine Art Entschlackung und Reinigung. Man erneuert seine Haut, wenn man in die Sauna geht, und natürlich ist es auch der Entspannungsaspekt und die Tatsache, dass man dort in einer Art Seelenfrieden ist. Ich höre fast nie Musik, wenn ich in die Sauna gehe. Wir haben zwar eine Musikanlage für die Sauna, aber wir schalten sie nie ein. Es ist zudem schön, wenn es ganz dunkel ist. Unsere Sauna ist zwar schwarz-weiß, aber es ist schön, im gedämpften Licht zu sitzen und einfach zu entspannen.
Jana:
Und nutzt du die Sauna auch zur Inspiration für neue Songs?
 
Tarja Turunen:
Nicht wirklich, aber natürlich ist die Sauna mein Ort, an dem ich mich entspanne und sozusagen meinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Die Sauna inspiriert mich somit nicht direkt zum Schreiben von Musik, aber natürlich hat meine Musik mit mir zu tun. Und die Sauna ist Teil meines Lebens, die Tradition ist Teil meines Familienlebens, also ist die Sauna in diesem Sinne natürlich ein sehr wichtiger Teil von allem.
Inken:
Kannst Du Dich noch an Dein erstes Saunaerlebnis erinnern, an den Tag, an dem Du zum ersten Mal in die Sauna gegangen bist?
Was war das für ein Gefühl?
 
Tarja Turunen:
Das muss mit meinen Eltern in unserem ersten Haus in Puhos, einem sehr winzigen Dorf in Finnland gewesen sein, in dem ich geboren wurde. Wir wohnten eigentlich immer in einem Haus mit einer Sauna. Mein Vater war Tischler, somit wird er bestimmt auch meine erste Sauna gebaut haben. Aber ich kann mich nicht wirklich daran erinnern, weil ich noch ein kleines Baby war. Jedenfalls ist es in Finnland Tradition, dass man auch sein Baby mit in die Sauna nimmt. Ich habe auch meine Tochter mit in die Sauna genommen, als sie noch ein Baby war. Aber ich habe Erinnerungen an Saunagänge mit meiner Mutter im Winter in Finnland, als wir ein Haus mitten im Nirgendwo auf dem Land hatten. Es gab keine Nachbarn, aber eine Menge Schnee. Nach der Sauna rannten meine Mutter und ich nackt aus der Sauna. Wir sprangen in den Schnee, schrien und kamen zurück (lacht). Sich im kalten Schnee zu wälzen hat, würde ich sagen, den selben Effekt, als wenn man nach der Sauna in einen kalten See springt. Aber wir hatten keinen See, also haben wir stattdessen mit dem Schnee Vorlieb genommen! (lacht)

Ein Song für die Sauna?

Inken:
Wenn Du ein Lied über die finnische Sauna schreiben müsstest, wie würde es klingen und wie würde der Songtitel lauten?
 
Tarja Turunen:
Ich denke, es würde ein ruhiges Stück mit sehr wenigen Worten und einer wirklich friedlichen Melodie sein. Ein Song, der den Hörer entspannt und den Kopf frei macht. Vielleicht hat der Song auch überhaupt keine Worte, sondern nur eine harmonische Melodie, der man zuhören kann. Eine Melodie, bei der man sich fallen lassen kann, die Augen schließt und ein wenig Schlaf oder Ruhe findet. Und der Titel wäre wohl so etwas wie „Saunaabend im Mondschein“. Oh mein Gott, das ist ganz schön kitschig (lacht) Vielleicht wäre „Chill Sauna“ doch ein passenderer Titel. (lacht)