Sauna – fünf Buchstaben für eine ganze Lebensart

Blick aus Sauna auf Terasse und See ©Tarja Prüss

Sauna – fünf Buchstaben für eine ganze Lebensart

Sauna gehört zur finnischen Kultur wie das Oktoberfest zu Bayern oder Harry Potter zu Großbritannien. Jahrhundertealtes Kulturgut und seit 2020 immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe.
Sauna, das heißt nicht nur Entschleunigen und Abschalten. In Finnland gehört es zum Alltag, ist nicht wegzudenken und hat sich tief in die finnische DNA eingebrannt.


Sauna gehört in Finnland zum Alltag wie Zähneputzen oder Frühstücken. Ein sozialer Ort, wo sich die Familie, wo sich Freunde treffen. Manche gehen einmal die Woche, andere jeden Abend in die Sauna. Es ist ein Ort, um den Alltag und damit die Sorgen abzustreifen, wo Textilien und gesellschaftliche Zwänge fallen und das gemeinschaftliche Erlebnis im Mittelpunkt steht.


So ist Sauna untrennbar mit der finnischen Identität verbunden, aber genauso mit der Geschichte des Landes und der Gesellschaft. Denn in der Sauna werden nicht nur Neuigkeiten ausgetauscht, hier werden auch Geschäfte abgeschlossen, Startups gegründet, verrückte Ideen geboren und manchmal Politik gemacht. Über die Sauna wird wissenschaftlich geforscht, über sie werden Filme gedreht, Bücher geschrieben und Lieder gesungen.

 

Sauna-Tür von außen © Tarja Prüss

 

Tampere ist Sauna-Hauptstadt


An Feiertagen wie Weihnachten gehört die Sauna genauso zum Festprogramm wie der Weihnachtsmann. Und jedes Jahr treffen sich Sauna-Fans aus aller Welt beim Welt-Sauna-Forum in Tampere. Die Stadt in Südfinnland ist Sauna-Hauptstadt des Landes, weil es hier nicht nur die meisten öffentlichen Saunen gibt, sondern auch die älteste öffentliche Sauna: Rajaportti. Hier wurde auch die Idee des Saunawassermarathons geboren. Die Hitze der Sauna scheint also nicht nur die Poren zu öffnen, sondern auch Ideen zu befeuern.

Vermutlich haben bereits die ersten Menschen, die den Norden besiedelten, eine Art Schwitzbad gemacht. Historiker vermuten deswegen, dass Sauna seit mehr als 9.000 Jahren Bestandteil des finnischen Lebens ist. Sauna ist übrigens auch das (bisher) einzige finnische Wort, das in andere Sprachen übernommen wurde.


Finnen wollen nirgends auf Sauna verzichten


Früher bauten die Finnen als erstes die Sauna – und erst dann ihr Haus. So hatte man immer einen warmen und sauberen Platz. Hier wurden Kinder geboren und Tote verabschiedet. In der Sauna wird – ähnlich wie in der Kirche – nicht gestritten, nicht gelärmt und nicht geflucht. Und weil die Finnen nirgends auf ihre heißbeliebte Sauna verzichten wollen, gibt es sie fast überall: in Hotels, auf Campingplätzen, selbst im Parlament und in größeren Firmen sowieso. Das Militär hat mobile Saunen. Es gibt sie als Gondel, als Floß, im Riesenrad, auf Schiffen und am Flughafen.


Und so verwundert es nicht, dass Pflegeheime ebenso selbstverständlich Sauna für ihre Bewohnerinnen und Bewohner anbieten wie es auch in Gefängnissen Saunen gibt für die Insassen. Und Touristen können die Saunakultur bei speziellen Sauna-Touren mit ausgewiesenen Sauna-Elfen kennenlernen.

Sauna innen ©Tarja Prüss
Sauna ist Weltkulturerbe


Die UNESCO hat die Saunakultur 2020 als immaterielles Kulturerbe in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen. Schätzungsweise drei Millionen Saunen gibt es in Finnland, bei 5,5 Millionen Einwohnern. Rein theoretisch könnten also alle Einwohnerinnen und Einwohner gleichzeitig in der Sauna sitzen.


In der Sauna kann man abschalten und entspannen wie kaum an einem anderen Ort der Welt. Der Kopf hat einfach mal Pause. Und so dauert es nie lang, bis das Wort „heilig“ fällt, wenn Finnen über die Sauna sprechen.

Sauna-Eimer unnd Lampe auf einer Bank © Tarja Prüss