Sauna ist Jedermanns Kirche

Mann im Bademantel liegt auf Bank am See © Tarja Prüss

Sauna ist Jedermanns Kirche

Es ist wie ein stilles Hinübergleiten in eine andere Welt. Vielleicht der demokratischste Ort, den
man sich vorstellen kann. Alle sind gleich. Denn mit den Kleidern, den Schuhen, der Kette und der
Armbanduhr legt man auch alles andere ab: die sozialen Unterschiede, den gesellschaftlichen
Status und seine Herkunft.

Es ist gleich, ob man tagsüber Bäcker oder Beamter ist, Arzt oder arbeitslos, Zenbuddist oder Zimmermann – in der Sauna hat das keine Bedeutung mehr. Mit der Kleidung streift man auch den eigenen Panzer ab, lässt die äußere Hülle fallen und entledigt sich aller Schutzschilder. Es ist mehr als sich zu entblößen – man macht sich frei von allen Zwängen und Äußerlichkeiten. Das macht schutzloser und verwundbarer – jetzt gibt es nichts mehr, wohinter man sich verstecken, womit man ablenken könnte.

 

Korb mit Sauna Vihta auf einem Holztisch ©Tarja Prüss


Doch zugleich wird man auch sicherer und echter, denn man muss keine Rolle mehr spielen, keine
Funktion, keine Erwartungen mehr erfüllen. Man darf einfach nur man selbst sein.

Und dieses Ablegen der äußeren Hülle gilt ja für alle. Und in dieser Gleichheit versteckt sich ein
verbindendes Element. Jedermanns Kirche.


Löyly – Der Geist der Sauna


Sauna, das ist viel mehr als waschen und schwitzen, sondern Reinigung von und Balsam für
Körper, Geist und Seele. Helfen kann dabei das Herzstück jeder Sauna in Finnland: Löyly, der
Geist oder Dampf, der durch das Gießen von Wasser auf einen Stapel erhitzter Steine freigesetzt
wird. Wenn sich der Dampf langsam auf deine Haut niederlässt und dich umarmt wie ein warmer
Mantel, dann kannst du die Gedanken einfach ziehen lassen.


Und wenn sich der Dampf dann leise verzieht, dann verschwinden im Idealfall auch alle Sorgen
und Nöte, Zweifel und Probleme mit ihm. Zurück bleibt eine Welt, in der es keine
schlachtgelaunten Chefs, keine unbezahlten Rechnungen und keine Drängler gibt. Nur noch die
Dreiheiligkeit aus Wärme, Ruhe und Entspannung.

 

Sauna-Eimer aus Holz © Tarja Prüss
Sauna ist gesund


Dass Sauna gesund ist, weiß man ja schon lange. Mittlerweile sind viele der
gesundheitsfördernden Wirkungen auch wissenschaftlich belegt: Demnach ist Sauna nicht nur
ideales Gefäßtraining, es stärkt Herz und Immunsystem, ist außerdem gut für die Haut, verbessert
den Stoffwechsel und den Schlaf. Nicht umsonst sagt man in Finnland: „Jos ei viina, terva ja
sauna auta, niin sitten kaivetaan hauta.“ – „Wenn Schnaps, Teer und Sauna nicht helfen, dann ist
die Krankheit tödlich“.

 

Flaschen Wasser und Wiesenblumen in Vase im Vorraum der Sauna © Tarja Prüss


Der ultimative Kick


Jeder bleibt solange er mag und es ihm gut tut, in der Sauna. Alles darf, nichts muss. Und
zwischen den einzelnen Saunagängen kann man einfach an die frische Luft gehen, in einen See
hüpfen oder im Pool schwimmen. Im Winter wälzen sich die Hartgesottenen im Schnee.

Ultimativer Kick aber ist, in ein Eisloch zu hüpfen. Dafür wird im zugefrorenen See ein Loch ins Eis
gehackt, in das man zwischen den Saunagängen nach Herzenslust hineingleiten kann. Der Clou
dabei: Die Blutzirkulation wird angekurbelt und ein Haufen Dopamin, also Glückshormone,
ausgeschüttet. Danach platzt man schier vor Energie, könnte Bäume ausreißen und fühlt sich
glücklich wie selten.

Sanduhren oder Verbotsschilder sucht man in einer finnischen Sauna übrigens vergebens: Hier
gilt nur eine Regel: Jeder soll sich wohlfühlen.

 

Rauch-Sauna © Tarja Prüss

Rauch Sauna bei Ylläs © Tarja Prüss